Führung: Veränderungen im Team kommunizieren
Veränderung lassen, Entwicklung verpassen?!
Wie Sie Ihre Mitarbeiter geschickt auf eine Schulung vorbereiten
Veränderung? Ohne mich!
Teammeeting. Sie als Führungskraft betreten den Raum. Auf dem Gesicht eines Mitarbeiters[1] ein Ausdruck, den Sie noch nicht ganz einordnen können. Ein Kollege hat es auch bemerkt. Beide schauen sich fragend an.
Sie erheben das Wort, begrüßen alle freundlich und erzählen von Ihren neuesten Visionen. Ihre Mitarbeiter kennen die Rede schon und sind entspannt. „Viel wird sich eh nicht ändern“, denken sie. „Wie beim letzten Mal.“ Doch dann Ihr alles verändernder Nebensatz: „…und für diese Veränderungen im Team begeben wir uns alle auf ein förderndes Teamevent. Teambildende Übungen, Brainstorming mit neuen Techniken und am Ende des Tages haben wir den roten Faden für Veränderungen gemeinsam geknüpft.“ Das Lächeln auf Ihrem Gesicht wird breiter, Ihre Augen funkeln, Sie sind voller Tatendrang, Euphorie und Energie. Einem Ihrer Mitarbeiter klappt die Kinnlade herunter, einem Kollegen fällt der Kuli aus der Hand, hinter ihm fällt ein Kaffeebecher um. Veränderung? Teambuilding? Seminar? Aufwand?
Es wird nun drei Wege geben, wie Ihre Mitarbeiter sich der Sache annehmen:
(a) Sie denken nochmal kurz darüber nach und sind einverstanden. Klar, Veränderung ist eigentlich gut. Packen wir es an!
(b) Sie boykottieren das Event. Sie machen den Job schon so lange, das ging schon immer. Das bleibt auch so.
(c) Sie gehen den Weg des geringsten Widerstandes und Aufwandes. Das Event kann kommen, sie werden anwesend sein, aber eine Veränderung gibt es eh nicht.
Fakt ist, man kann keinen Menschen in eine Veränderung bringen, wenn er das nicht möchte. Doch der Arbeitgeber wünscht sich eine Veränderung bei den Mitarbeitern – ob nun innerhalb eines Seminars oder mit einem Coaching. Das ist eine schwierige und mitunter auch frustrierende Situation. Häufig machen solche Teilnehmenden das Seminar oder Coaching mit, weil sie den Arbeitsplatz behalten wollen, keinen Ärger gebrauchen können oder weil sie sich scheinbar offen geben möchten. Im Seminar kommen wir dann nur schlecht voran. Ich als Trainerin spüre häufig das Blockieren und Mauern der Teilnehmenden und habe zunächst kaum eine Chance. Mit viel Humor und Verständnis kann ich die Barrieren aufbrechen und ein Interesse an der Veranstaltung schaffen, doch das kostet uns wertvolle Zeit und Potenzial.
Hilfreich wäre es also, wenn die Führungskräfte das Problem zur Klärung nicht einfach delegieren würden, sondern sich die Mühe machen, vorab mit den Mitarbeitern zu reden bzw. sie von der Veränderung und der Maßnahme zu überzeugen. Hier einige Tipps für die Führungskräfte:
Schritt #1: Erkenntnis und Ziele
Im ersten Zug sollte die Führungskraft bei sich selbst beginnen. Wer nicht Teil der Lösung ist, ist meist Teil des Problems.
Wo genau liegt also das Problem? Gehen Sie in sich: Sie müssen wissen, was Sie wollen. Entwickeln Sie Ziele. Was muss/soll sich verändern? Wie sieht der Soll-Zustand aus? Wie sieht das Unternehmensziel und die -philosophie aus und was behindert dessen Umsetzung?
Brainstormen Sie hierfür Visionen, Ideen und Wunschzustände. Vielleicht hilft es auch, einmal zu hinterfragen, was Sie als Führungskraft tun könnten, damit der Zustand noch schlimmer wird. Holen Sie sich Feedback von Mitarbeitenden im Vertrauen.
Aus allen Erkenntnissen formulieren Sie schließlich knackige Ziele.
Schritt #2: Lösungsmöglichkeiten recherchieren
Sie haben nun das Problem erkannt und den Soll-Zustand vor Augen. Für den Übergang benötigen Sie Methoden. Das können Einzelcoachings sein, teambildende Events, Seminare oder Workshops zu verschiedenen Themen. Sprechen Sie mit Trainern, Beratern und Coaches! Holen Sie sich Erfahrungsberichte oder Best Practices. Viele Wege führen nach Rom und der Königsweg für Ihr Unternehmen ist auch dabei.
Spielen Sie verschiedene Szenarien durch und reflektieren Sie dabei immer Ihr Team: Wie ist der Zusammenhalt? Wo liegen welche Kompetenzen? Danach wählen Sie eine passende Strategie aus und besprechen diese vorab mit dem Betriebsrat, einzelnen Mitarbeitern im vertraulichen Gespräch oder mit dem Trainer.
Schritt #3: die überzeugende Rede
Überlegen Sie sich einen guten Zeitpunkt und bereiten Sie das Gespräch mit Ihren Mitarbeitenden gut vor. Lassen Sie sie an Ihren einzelnen Schritten der Überlegung teilhaben, machen Sie die Notwendigkeit einer Veränderung transparent. Step by Step führen Sie alle Mitarbeitenden von der Präsentation des Problems mit Ihrer Selbstreflexion über den Soll-Zustand und die Philosophie des Unternehmens hin zur Lösung des Problems und dem ausgewählten Event.
Gute Führung, gute Veränderung
Bedenken Sie als Führungskraft dabei immer kritisch, dass im Vorfeld schon etwas schiefgegangen sein muss, wenn die Mitarbeitenden keine Lust haben, an sich zu arbeiten.
Weil,…
- …sich der Mitarbeiter nicht gesehen und geschätzt fühlt
- …weil der Mitarbeiter feststeckt in seiner Karriere
- …weil der Mitarbeiter annimmt, dass diese kleine Veränderung auch nicht viel bringt
- …weil der Mitarbeiter vielleicht den Eindruck hat, dass nur er sich verändern soll –und die anderen (oder der Chef) nicht
- …weil der Mitarbeiter es als Strafveranstaltung sieht (er funktioniert nicht richtig, also muss er ins Coaching).
Eine stagnierende Entwicklung der Mitarbeitenden oder der Arbeitsprozesse ist also auch immer ein Problem der Teamführung.
Behalten Sie daher auch immer die drei Z‘s guter Führung im Hinterkopf und hinterfragen Sie diese regelmäßig:
Zugänglichkeit, Zuständigkeit und Zielorientierung.
Seien Sie also als Führungskraft vertrauensvoller Ansprechpartner für ihre Mitarbeitenden, behalten Sie den Überblick über die jeweiligen Rollen im Team und das Ziel und die Unternehmensstrategie im Auge.
Um eine Veränderungen im Team anzugehen oder ein Teamevent vorzuschlagen bedarf es also einiger Vorbereitung. Wenn Sie überzeugt sind, sind es Ihre Mitarbeiter noch lange nicht. Wechseln Sie daher in Ihren Überlegungen auch einmal die Perspektive, bleiben Sie nahbar, flexibel und transparent. Wenn die Bindung Ihres Teams innerhalb und zu Ihnen stimmt, steht einer Wendung nichts mehr im Wege.
Foto: unsplash – Brands&People
[1] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text ausschließlich die männliche Form verwendet. Sie bezieht sich jedoch immer auf Personen beiderlei Geschlechts.