Zeitmanagement klüger gestalten

Zeit – ein hungriges Biest und wie Sie es zähmen

In meinen Beiträgen zu den jungen Generationen ist immer wieder von Flexibilität die Rede. Davon, die Arbeit mit dem Privatleben zu verbinden, sie gegenseitig zu integrieren. Bisherige Denkweisen und Zeitmodelle haben strikt getrennt zwischen Arbeit und Freizeit: Ich arbeite, um mir meine Freizeit finanzieren zu können. Das hießt – um ein kleines Rechenbeispiel zu eröffnen – Ich arbeite acht Stunden und schlafe acht Stunden (im Idealfall). Was bleibt sind acht Stunden für „Freizeit“. Klingt erstmal nach einer fairen Rechnung. Nur vergessen dabei viele, dass in die acht Stunden Freizeit auch Dinge gehören wie: der Haushalt, Termine mit Versicherungsvertretern und Bankberatern, Streitereien mit dem Vermieter oder Handwerkern, …

Die Ansicht muss also optimiert und das Zeitmodell überarbeitet werden. Schließlich YOLO (Jugendwort des Jahres 2021 „you only live once“ also „du lebst nur einmal“) – sagt man das noch? Oder Carpe Diem! Unsere Lebenszeit ist begrenzt und – das haben die jüngeren Generationen definitiv verstanden – wir sollten versuchen, das Maximale aus dieser Zeit zu machen. Maximal im Sinne unserer Bedürfnisse und unserer Persönlichkeit.

Bei meinen Recherchen bin ich auf das folgende mehrdimensionale Zeitmodell gestoßen.

 

Dieses ordnet die Zeit, welche mir zur Verfügung steht in vier Bereiche auf zwei Achsen.

Im ersten Quadranten oben rechts steht der Sinn zwischen den Bereichen weitreichend und ideell. In diesen Zeitbereich werden Dinge wie Hobbies oder die Zeit mit der Familie geordnet. Der zweite Quadrant Genuss steht zwischen unmittelbar und ideell. Hier fällt beispielsweise das Bedürfnis rein, jetzt eine Tasse Kaffee in der Sonne zu genießen. Der nächste Quadrant Geld unten links steht zwischen den Zeitbereichen monetär und unmittelbar. In diesen Teil fällt der veraltete Gedanke nur zu arbeiten, um schnell Geld zu machen. Kapazität steht im letzten Quadranten oben links zwischen monetär und weitreichend und umfasst beispielsweise Weiterbildungen, welche meine Fähigkeiten ausbauen, um im Job besser zu werden.

In diesem Diagramm gibt es keine Top-Position, sondern nur individuelle Bereiche. Downshifter beispielsweise aus prestigeträchtigen Jobs mit sehr gutem Verdienst möchten sich in Zukunft auf der Achse monetär-ideell eher in die Richtung ideell bewegen, weil sie die Frage nach dem Sinn ihrer bisherigen Arbeit quält.

Wieder andere möchten vielleicht ihren gut bezahlten Job nicht aufgeben und dennoch mehr Zeit im Lieblingscafé oder zu Hause verbringen. Hier bringt sie die Umsetzung des mobilen Arbeitens mehr in die Richtung zwischen unmittelbar und ideell.

Ein gutes Buch in der Freizeit zu lesen kann ebenso Ausgleich sein als auch das Humankapital füttern. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt, so kann das Lesen im Garten dennoch förderlich für den Zeitbereich Kapazität sein. Lesen, um sich zu bilden und als Arbeitskraft mehr wert für das Unternehmen zu sein.

Dinge nur aus einem einzigen Grund zu tun, ist eine verkehrte Ansicht und darüber hinaus nicht möglich. Denn jede unserer Aktivitäten hat einen Beigeschmack oder eine Folge, welche in ersten Gedanken vorerst eine Nebenrolle spielte.

Diesen Beigeschmack sollten Sie hinterfragen, ihn sich auf der Zunge zergehen lassen und für sich persönlich klären, ob eine Aktivität Zeitverschwendung oder ein Gewinn für Sie ist. Versuchen Sie Ihre Vorhaben aus mehreren Blickwinkeln zu sehen. Ein Perspektivwechsel offenbart oft noch weitere Vorteile einer Aktion oder auch Nachteile, welche Sie so frühzeitig erkennen können.

Grafik: eigene Darstellung nach Velten, R. (2017). Mehr als Reichtum. Weinheim: Wiley-VCH Verlag.

Foto: unsplash

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