Selbstwirksamkeit: Säulen der Resilienz

Für die Hornhaut auf der Seele – die 7 Säulen der Resilienz

Ohrwurm gefällig? In Ordnung, hier ist einer: „What doesn’t kill you makes you stronger…“. Kelly Clarkson besingt es und Sie werden es nun den ganzen Tag nicht mehr los. Aber das ist schon gut so, dann vergessen Sie vielleicht auch meine folgenden Zeilen nicht so schnell. Was mich nicht umbringt, macht mich also härter. Das heißt, das Durchleben einer schwierigen Situation schürt einen Lerneffekt und wappnet einen für eine ähnliche Situation in der Zukunft. In Folge ist man also etwas widerstandsfähiger, flexibler, robuster oder auch resilienter.

Resilienz ist die Fähigkeit, von Menschen, Krisen im Leben unter Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für persönliche Entwicklung zu nutzen. Ich vertrete dabei die Meinung, dass niemand allgemein mehr oder weniger resilient ist als jemand anderes. Resilienz speist sich aus mehreren Ressourcenbereichen, welche individuell bei jedem unterschiedlich stark oder schwach ausgeprägt sind. Die gute Nachricht ist: Man kann Resilienz trainieren, Ressourcen etablieren und sie gegenseitig ergänzen.

Aus gegebenem Anlass werde ich die sieben Säulen der Resilienz anhand der derzeitig wütenden Corona-Krise erklären.

1. Selbstwirksamkeit

Unter Selbstwirksamkeit versteht sich das tief überzeugt Gefühl: „Ich kann etwas bewegen.“. Wer glaubt und sieht, dass seine Taten mit Erfolgen gekrönt werden und in seiner direkten Umgebung Veränderungen bewirken, der gewinnt Vertrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten. #stayhome oder #wirbleibenzuhause sind da ebenso gute Beispiele wie für die ältere Dame aus der Nachbarschaft einkaufen zu gehen. Es kommt in dieser aktuellen Lage auf jeden Einzelnen an. Jeder der sich isoliert, verringert für das Virus die Chance, sich zu verbreiten. Genauso tragen Sie als vitaler gesunder Mensch zum Schutz unserer Gesellschaft bei, wenn Sie für ältere Menschen, welche zur Risikogruppe gehören, alltägliche Wege erledigen. Sie selbst können auch in dieser globalen Krise etwas bewirken!

2.Optimismus

Denken Sie positiv! Welche sind denn Ihre Stärken? Ich weiß, dass das keine leichte Frage ist. Hat man sich erstmal an seine positiven Fähigkeiten gewöhnt, nimmt man sie häufig nicht mehr wahr. Was einst eine harte Errungenschaft war, hat das Gehirn im Verlaufe der Zeit zum Standard degradiert. Als wirkliche Stärken empfindet man meist nur die hochspezialisierten Kompetenzen, die oft mit dem eigenen Beruf zusammenhängen.

Das Ziel beim Trainieren dieser Säule ist es, positive Anteile und Chancen einer Situation stärker in den Fokus zu rücken als die negativen. Niederlagen werden darüber hinaus als zeitlich begrenzt und grundsätzlich veränderbar eingeschätzt. Auch die Pandemie wird ein Ende haben und wenn wir alle diszipliniert sind, vielleicht sogar ziemlich bald. Versuchen Sie die positiven Aspekte zu sehen: Welche tollen Aktionen sprießen in Ihrer unmittelbaren Umgebung aus dem Boden? Hilfsprojekte von Studierenden oder Vereinen, Balkongesänge zum Dank an alle Heldinnen und Helden, welche weiterhin jeden Tag für Ihre Sicherheit mit kämpfen. Werden Sie in anderen Bereichen aktiv – für sich oder für andere. Suchen Sie gezielt nach Möglichkeiten und Handlungsoptionen aus Ihrem Wissens- und Erfahrungsbereich heraus.

3. Opferrolle verlassen, Verantwortung übernehmen

Resiliente Menschen verfügen über die Fähigkeit, auftretende Gefühle von Hilflosigkeit auszuhalten, ohne sich dauerhaft in die Rolle von Auslieferung oder Abhängigkeit zu bringen. Ihnen gelingt es, die Ebene von generalisierten Selbstanklagen zu verlassen und sich mit ihrem Anteil an einer Krise zu beschäftigen.

Eine Studentin erzählte mir vor Kurzem, dass ihr Corona vorerst die Sicherheit auf einen Job nach dem Universitätsabschluss genommen hat und sie im Übergang nun auch noch ironischerweise für Corona arbeitet. Das Virus hat ihr erst eine Perspektive genommen, um ihr nun Sicherheit zu geben. Episch. Aus solchem Stoff werden Filme gemacht. Aber sie hat es erkannt wie in dem Werbeslogan eines bekannten Baumarktes „Mach es zu deinem Projekt!

4. Realität akzeptieren

Das ist ganz und gar nicht einfach, das weiß ich. Aber es ist eine der wichtigsten Säulen der Resilienz. Resiliente Menschen nehmen eine Krise als gegebene Situation und auch die damit verbundenen, bedrohlichen Gefühle hin. Sie erkennen an, dass sie die Situation zu dieser Zeit nicht auflösen können und gehen davon aus, dass es eine andere Zeit geben wird, in der für sie die Lage wieder besser ist.

5. Hilfe annehmen

Diese fünfte Säule ist vielleicht ein Punkt, welcher uns Deutschen recht schwerfällt. Wir sind womöglich nicht so kollektivistisch wie Gesellschaften anderer Länder. Aber genau aus diesem Grund sollten wir die aktuelle Krise auch ein Stück als Chance betrachten. Nämlich um zu lernen, Hilfe anzunehmen. Resiliente Menschen verfügen insgesamt über die Fähigkeit, sich adäquate Unterstützung (nicht nur) in Krisenzeiten zu suchen. Sie bauen dabei Netzwerke mit solchen Menschen auf, die durch Gefühle nicht verunsichert werden und ihnen empathisch gegenübertreten, um sie an Ressourcen und eigene Stärken zu erinnern. Ein Hoch auf die Videotelefonie: Also los, wer spendet Ihnen Kraft? Machen Sie sich Luft und holen Sie sich Unterstützung.

6. Ziele und Visionen

Resiliente Menschen akzeptieren, dass sich alles in einem Wandel befindet und ständiger Veränderung unterliegt.

Sie zeichnen sich durch eine umsichtige Zukunftsplanung aus, mit der sie versuchen, absehbaren Schwierigkeiten vorzubeugen und sich rechtzeitig Alternativen zu ihrem jetzigen Leben zu überlegen. Sie besitzen die Fähigkeit, aus ihren Träumen und Vorstellungen konkrete Zielstellungen abzuleiten.

Widmen Sie überschüssige Energie in die Planung der Zukunft, in die Zeit nach dem Virus. Vielleicht können Sie auch daraus weitere Kraft schöpfen? Eine gute Freundin hält das Ticket für ein Sting Konzert im Juni in Ehren. Sie sagte – auch wenn es niemand sicher sagen kann –, wenn das Konzert stattfindet, ist alles vorbei. Ich habe überlegt, es ihr gleich zu tun, muss aber gestehen…mit einem Sting Konzert wird mir das nicht gelingen…Tut mir Leid.

7. Kreative Lösungen finden

Resiliente Menschen fokussieren sich stärker auf die – wenn auch nur kleinen – Möglichkeiten, die sich für sie aus einer Situation ergeben. Sie sind offen und spielen mit Möglichkeiten. Dafür braucht es als Grundlage Kreativität und schöpferischen Gestaltungswillen. Auch für diese Säule sollten Sie die aktuelle Situation als Chance betrachten. Wir haben alle Hausarrest und langsam gehen uns die Ideen aus. Die Küche ist bereits frisch gestrichen, der Kleiderschrank ausgemistet, sogar der Keller aufgeräumt. Ab jetzt dürfen Sie spinnen, verrückt sein, Dinge tun, für die Sie bisher immer Ausreden hatten. Je verrückter eine Idee desto mehr entspannt sie den Geist und öffnet Sie für wahre Lösungsstrategien gegen die Hürden des Alltags in dieser schwierigen Zeit.

Foto: unsplash.com, branimir-balogovic

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